„Ich lade mit meiner Laterne“

In den Städten könnte man doch theoretisch klassische Straßenlaternen mit einer Ladestation für elektrische Fahrzeuge kombinieren? Die Firmen Ebee und Ubitricity arbeiten an genau dieser Lösung und wollen ihr Konzept auch in Deutschland auf breiter Fläche ausrollen.

„Ich lade mit meiner Laterne“
© Ubitricity
„Ich lade mit meiner Laterne“

Neue Impulse bei der städtischen Ladeinfrastruktur


Die Unternehmen Ubitricity
und Ebee planen den Aufbau von Ladestationen für e-Fahrzeuge in Form von Straßenlaternen in Deutschland. Hiervon sollen insbesondere Ballungszentren mit dichter Besiedlung profitieren. Aktuell ist die Bundeshauptstadt Berlin im Fokus.

 

Die beiden vorgenannten Firmen kennen sich bereits. Denn sie sind Nachbarn auf dem EUREF-Campus in Berlin, welcher sich als Standort für viele Unternehmen versteht, die an der Energiewende arbeiten. Dabei ist Ebee für die Hardware zuständig und gehört zum Bender-Konzern, während Ubicity sich bisher vor allen Dingen in Großbritannien betätigt hatund seit Kurzem im Besitz des Mineralölriesen Shell ist. Tatsächlich also eine vielversprechende Allianz.

 

Noch sind einige Hürden zu meistern

Für eine besondere Herausforderung sorgen dabei die geltenden Normen in Deutschland. Eine erste Auftragsvergabe über 1.000 Stromlaternen musste nachgebessert werden und lief vorerst ins Leere. Die Firmen werden jedoch einen neuen Ablauf starten um dem Eichrecht, sowie weiteren gesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen. Die Stadtteile Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf haben im Rahmen des Projektes "Sofortprogramm Saubere Luft 2017 bis 2020" wiederum sehr wohl erste Erfahrungen mit den Ladestationen sammeln können.

 

Laden für Anwohner soll revolutioniert werden

Durch die momentan recht überschaubare Anzahl an Elektrofahrzeugen sind Ladestationen für Autobesitzer ohne eigene Wallbox oder Haushaltssteckdose in der angrenzenden Garage noch halbwegs darstellbar. Über kurz oder lang wird sich jedoch auf jeden Fall die Frage nach neuer Infrastruktur stellen. In den größeren Städten haben Anwohner häufig nicht einmal einen privaten Stellplatz, sondern müssen sich die Parkflächen individuell im öffentlichen Straßenverkehr suchen. Das kann ein triftiger Grund gegen die Anschaffung eines Elektroautos sein. Ein standardisiertes System, welches auch längere Standzeiten ermöglicht und sich mit den sonstigen Planungsanforderungen deckt, wäre ein großer Schritt für mehr Praktikabilität.

 

Ganz nebenbei wird auch das Stadtbild kaum verändert. Straßenlaternen sind sowieso notwendig, und könnten als sinnvolle Zusatzfunktion zum Betanken mit Strom genutzt werden. Größere Baumaßnahmen sind nicht nötig. Die Akzeptanz in der Bevölkerung würde steigen. Vor diesem Hintergrund ist der Ansatz von Ebee und Ubitricity absolut clever.

 

Standardisierte Systeme für flächendeckendes Rollout nicht nur in Berlin

 

Auch wenn die „Ladelaternen“ sicher nicht die gleichen kWh-Ladeleistungen erreichen wie vollwertige E-Säulen, so sind sie doch ein höchst interessantes Konzept. Schließlich soll auch nach dem Wunsch vieler Politiker und Verwaltungen insbesondere in den Ballungszentren der Verbrennungsmotor so schnell wie möglich verschwinden. Robert Weyrauch, Geschäftsführer von Ebee, hat recht, wenn er sagt: "Der Bedarf an öffentlich zugänglichen Ladepunkten steigt täglich und ist nur mit einem schnellen Ausbau und einer großen Anzahl an Ladepunkten durch eine platzsparende clevere Lösung wie Laternen-Ladepunkten zu decken. Nutzbar machen, von bereits vorhandenen Laternen und dazu genau vor den Haustüren der Nutzenden ist der Schlüssel zum Erfolg der Elektromobilität in Städten."

 

Großbritannien als Vorbild?

 

Noch sind einige Fragen zu klären. Aber eine sinnvolle Kombination aus Lademöglichkeit für Elektroautos und Straßenbeleuchtung erscheint – im wahrsten Sinne des Wortes – einleuchtend zu sein. Bleibt zu hoffen, dass sich das Konzept flächendeckend beweisen kann und nicht nur auf der Insel eine Erfolgsgeschichte wird.