Ulm wird Standort für Elektro-LKW

IVECO und Nikola wollen in Ulm für den Aufbau einer Produktionsstätte für Elektro-LKW sorgen. Nicht nur für den Standort Deutschland ist das ein interessanter Schritt. Auch für Europa wäre eine derartige Fabrik von Bedeutung.

Ulm wird Standort für Elektro-LKW
© Nikola Motor

Historische Produktionsstätte

 

Bis 2012 war Ulm bereits als Produktionsstandort für LKW bekannt gewesen. Die Finanz- und Eurokrise beendete diesen Wirtschaftszweig. Daran kann sich auch IVECO-Chef Gerrit Marx noch gut erinnern. Gerne würde er sehen, wie zukünftig wieder Elektro-LKW vom Band laufen. Mit einer Kapazität von 3.000 Lastkraftwagen pro Jahr im Schichtbetrieb ist weiterhin ein großes Potential vorhanden.

Dabei geht es – wenig verwunderlich – nicht mehr um klassische Verbrennertechnologie. Die Zukunft ist auch hier elektrisch. IVECO möchte gemeinsam mit dem US-Start Up Nicola in die Vollen gehen. Die Fabrik wäre schnell in der Lage ihre Produktionskapazitäten hochzufahren. Noch im aktuellen Jahr könnten die ersten „Nikola Tre“ Zugmaschinen gefertigt und in die USA exportiert werden.

 

Viel Reichweite im Nutzfahrzeugsektor

 

Bisher sind Elektro-LKW eher nicht für ihre hohen Reichweiten und Praktikabilität bekannt. Der Nikola Tre soll es auf bis zu 560 Kilometer mit nur einer Batterieladung bringen. Konkurrenten von Volvo, Scania oder Mercedes fallen dahinter momentan noch zurück. In zwei Stunden lässt sich der verbaute Lithium-Ionen-Akku auf bis zu 80 Prozent aufladen. Kurzstrecken sind damit kein wirkliches Problem mehr für den Elektro-LKW.

 

Das Kraftfahrtbundesamt gibt an, dass aktuell rund 3,4 Millionen LKW in Deutschland zugelassen sind. Der überwiegende Anteil davon nutzt Dieseltriebwerke. Nur ca. 30.000 Fahrzeuge nutzten einen Elektroantrieb. Das entspricht nicht mal einem Prozent. Anna-Lena Klinger vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart prognostiziert im Schwerlastbereich einen Technologie-Mix. Neben der Batterie kann auch die Brennstoffzelle eine zukunftsträchtige Option sein.

 

Wasserstoff als zweite Option

 

In Ulm soll deshalb auch ein LKW mit Wasserstoffantrieb vom Band laufen. Start sei 2023 lassen IVECO und Nikola wissen. Letztlich nutzt jedoch auch der Brennstoffzellenantrieb Strom als Energiequelle. Mit etwas Verzögerung werden sich also auch LKWs vom Verbrenner verabschieden. Sollte – für höhere Reichweiten – dennoch Diesel benötigt werden, so soll dieser als Biomethan genutzt werden können.

 

Die Industrie muss ebenfalls strikt auf die Erfüllung der Klimaziele achten. Bis 2025 müssen 30 bis 55 Prozent der CO2 Emissionen bei den neu zugelassenen LKWs reduziert werden. Das ist nur möglich, wenn Elektro-LKW eine tragende Rolle spielen.

 

Ob Spediteure, Lieferunternehmen und die Transportbranche sich darauf einstellen können ist fraglich. Preislich fordert die neue Technologie ihren Tribut. Elektro-LKW sind bis zu dreimal so teuer, wie ihre klassischen Kollegen. Preise für den Nikola Tre sind bisher nicht bekannt geworden. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Branche weiterhin unter dem anhaltenden Mangel an Halbleitern leidet.